2023: Erfolge für indigene Völker
Die wichtigsten Erfolge für die Rechte indigener Völker aus 2023 als Bildergalerie zusammengestellt.
Ein großes Dankeschön!
Liebe*r Unterstützer*in,
dank deines Engagements konnten wir 2023 viel für indigene Völker weltweit bewirken – hier findest du nur einige unserer gemeinsamen Erfolge – und auch einige der anstehenden Herausforderungen.
Wir brauchen weiterhin deine Unterstützung, um einen radikalen Wandel der öffentlichen Meinung zu bewirken. So können wir sicherstellen, dass indigene Völker eine Zukunft haben. Danke, dass du an unserer Seite stehst!
Dein Survival-Team
© Sarah Shenker/Survival International
Schutz unkontaktierter Völker in Peru
17 Jahre lang haben indigene Organisationen in Peru zusammen mit Verbündeten wie Survival dafür gekämpft – jetzt soll das indigene Territorium Sierra del Divisor Occidental endlich für unkontaktierte Völker ausgewiesen werden. Das eine halbe Million Hektar große Gebiet ist das Zuhause der unkontaktierten Remo, Mayoruna (auch Matsé genannt) sowie Kapanawa und entscheidend für deren Überleben. So sagte Miguel Manuhari vom Volk der benachbarten Kukama: „Wenn wir ihr Leben garantieren wollen, müssen wir ihre Territorien schützen.”
Das Gebiet wird jedoch erst dann einen Schutz vor Eindringlingen bieten, wenn die peruanische Regierung ihre Entscheidung per Dekret bestätigt. Bis dahin geht der Kampf weiter – vielen Dank, dass du an der Seite der indigenen Völker Perus stehst!
© Diego Pérez Romero
NEIN zum Stichtagtrick
Im September lehnte in Brasilien das Oberste Gericht den „Stichtag-Trick“ ab – ein Vorschlag der Agrarlobby, der Hunderte von indigenen Territorien – darunter auch die von unkontaktierten Völkern – bedroht hätte.
Dies ist ein großer Erfolg für die indigenen Völker Brasiliens, die seit über 500 Jahren für ihre territorialen Rechte und den dauerhaften Schutz ihres Landes kämpfen. An ihrer Seite und zusammen mit Unterstützer*innen aus der ganzen Welt hatten wir uns sechs Jahre lang für die Beseitigung des Stichtag-Tricks eingesetzt.
Auf der anderen Seite haben das brasilianische Parlament und der Senat die Verfassung, den Obersten Gerichtshof und die Zukunft des Planeten ignoriert und PL2903 zugestimmt. Dieses völkermörderische Gesetz zielt darauf ab, die Rechte indigener Völker auf allen Ebenen zu zerstören – seine Umsetzung wäre katastrophal.
© Amanda Rocha/Survival
Kein Geld mehr für den Kahuzi-Biega-Nationalpark
Im Juli stoppte die französische Regierung ihre Unterstützung für den umstrittenen Kahuzi-Biega-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo. Sie führte als Grund die Verletzung der Rechte indigener Batwa an und erklärte, dass „das Projekt aus Respekt vor den Menschenrechten aufgegeben [wurde]“. Ein toller Erfolg für unsere Kampagne und ein Schritt zu einem besseren Naturschutz!
Doch leider: Die deutsche Regierung stellt weiterhin Gelder für den Park bereit, trotz brutaler „Säuberungen“ in Batwa-Dörfern. Seit Oktober 2022 sind wieder 617.000 Euro geflossen. Mit deiner Unterstützung arbeiten wir weiter an dem Fall, denn Naturschutz ohne indigene Völker hat keine Zukunft.
© KBNP
Referendum in Ecuador
Im August haben die Menschen in Ecuador in einem historischen Referendum dafür gestimmt, die Ölförderung im Gebiet unkontaktierter Völker im Yasuní-Nationalpark – einem der artenreichsten Orte der Welt – zu blockieren. Der Staat hat nun ein Jahr Zeit, um die Ölanlagen abzubauen.
Im Nachbarland Peru kämpfen indigene Organisationen seit mehr als 20 Jahren für die Schaffung des Napo-Tigre-Reservats für unkontaktierte Völker, das an den Yasuní-Nationalpark angrenzt. Derzeit beutet Perenco das Gebiet aus – mit dir zusammen wollen wir erreichen, dass das Öl- und Gasunternehmen diesen Angriff auf die Rechte unkontaktierter Völker unterlässt!
© Anka Maldonado/Yasunidos
Völkermordgesetz in Peru verhindert
Im Juni hat ein wichtiger Ausschuss des peruanischen Kongresses einen als „Völkermord-Gesetz“ bezeichneten Gesetzesentwurf de facto blockiert. Dies ist ein großer Erfolg – vor allem für die unkontaktierten Völker Perus, da das Gesetz ihre Gebiete für die industrielle Ausbeutung hätte öffnen können.
Unsere Unterstützer*innen schickten 13.000 E-Mails an Kongressabgeordnete und solidarisierten sich mit indigenen Organisationen in Peru, die Lobbyarbeit betrieben und gegen den Gesetzesentwurf protestierten. Roberto Tafur, Präsident der indigenen Organisation ORPIO aus Peru, sagte gegenüber Survival:
„Wir haben diesen Kampf gemeinsam geführt. Es war wichtig, dass sich die Menschen engagieren – Menschen, denen das Wohl unserer unkontaktierten Verwandten am Herzen liegt. Denn das Leben kommt vor dem Geld.“
© FENAMAD
Yanomami-Operation
Im Februar begann die die brasilianische Regierung eine groß angelegte Operation, um Tausende Goldgräber*innen aus dem Gebiet der Yanomami auszuweisen.
- Im Juni gab die Bundespolizei bekannt, dass zum ersten Mal seit 2020 keine neuen Minen in dem Gebiet errichtet wurden;
- Bislang hat die Operation zu 44 Verhaftungen und der Beschlagnahmung von Vermögenswerten in Höhe von ca. 27 Millionen Euro geführt. 42 Minen wurden aufgelöst und 323 Lager, 71 Bagger, 9 Flugzeuge und 12 Boote zerstört.
Trotz dieser Maßnahmen und Survivals jahrzehntelanger Arbeit bleibt die Lage vieler Yanomami-Gemeinden kritisch, da sich immer noch bewaffnete Goldgräber*innen in ihren Gebieten aufhalten. Viele Yanomami leiden somit weiterhin unter den Folgen der jahrelangen Invasion und Gewalt – wie viele weitere indigene Völker in Brasilien.
Zusammen mit Survival-Unterstützer*innen wie dir werden wir den Druck auf die brasilianische Regierung aufrechterhalten, damit sie die Rechte der Yanomami endlich ausreichend schützt.
© Ibama
Blutiges CO2
Im März haben wir unseren Bericht „Blutiges CO2“ veröffentlicht, in dem wir aufdecken, wie das Land indigener Völker im Norden Kenias genutzt wird, um CO2-Zertifikate und massive Gewinne zu generieren – jedoch ohne die informierte Zustimmung der Gemeinden. Gleichzeitig wird ihnen die Schuld für angebliche Umweltschäden gegeben.
Mehr als 8.000 Unterstützer*innen haben bisher mit einer E-Mail die Kampagne unterstützt und folgendes bewirkt:
- Der Geschäftsführer von Verra – das Unternehmen, das die CO2-Gutschriften „zertifiziert“ – ist nach breiter Kritik zurückgetreten.
- Verra hat den Verkauf von CO2-Zertifikaten für das Projekt gestoppt und unterzieht es einer Prüfung.
- Die kenianischen Behörden haben Berichten zufolge ein Team in das Projektgebiet entsandt, um Untersuchungen anzustellen, und erwägen eine Regulierung des gesamten Systems der CO2-Zertifikate in Kenia.
- Mehrere indigene Hirt*innen-Gemeinschaften in dem Gebiet haben sich gegen das Projekt ausgesprochen – ein unglaublich mutiger Schritt, wenn man bedenkt, dass viele Gemeindemitglieder verhaftet, angegriffen oder eingeschüchtert wurden.
© Fiore Longo/Survival
Hongana Manyawa & der Nickel-Deal
Auf der indonesischen Insel Halmahera wird das unkontaktierte Volk der Hongana Manyawa von einer Scheinlösung gegen den Klimawandel bedroht: In dessen üppigen Regenwäldern wird Nickel für die Batterien von Elektroautos abgebaut.
Der europäische Bergbaukonzern Eramet macht enorme Gewinne mit dem Nickel-Bergbau, obwohl er damit riskiert, Hunderte von unkontaktierten Hongana Manyawa auszulöschen. Trotzdem will der deutsche Chemieriese BASF mit diesem zweifelhaften Partner zusammenarbeiten.
Survival-Unterstützer*innen haben mehr als 13.000 E-Mails geschickt. Eramet und BASF waren daraufhin so besorgt, dass sie uns zu einem Treffen einluden: Wir sagten ihnen, dass sie kein Recht haben, das Land unkontaktierter Völker auszubeuten, und dass sie sofort damit aufhören müssen.
In Deutschland, wo BASF seinen Hauptsitz hat, sprach Survival auf der Hauptversammlung vor 5.000 Aktionär*innen über den Fall. Eine Gruppe deutscher Bundestagsmitglieder hat an das Unternehmen geschrieben, um es zu warnen, dass der Abbau von Bodenschätzen in diesem Gebiet eine Verletzung deutschen und internationalen Rechts darstellt – denn die unkontaktierten Hongana Manyawa können keine Zustimmung erteilen.
© AMAN