Davi Kopenawa in Deutschland: Buchvorstellung „Der Sturz des Himmels“ und Appell gegen illegalen Bergbau

10 September 2024

Davi Kopenawa Yanomami ist Schamane, ein Anführer der Yanomami und Gründer der Hutukara Associação Yanomami. Seit Jahrzehnten kämpft er für das Leben der Yanomami und fand dafür weltweit Anerkennung. © Wolfgang Schmidt/Right Livelihood

Der prominente Yanomami-Anführer Davi Kopenawa aus Brasilien, wird vom 12. - 19. September Deutschland besuchen. Neben der deutschen Buchpremiere seines Werkes „Der Sturz des Himmels“, will er auf die anhaltende Zerstörung des Yanomami-Territoriums im brasilianischen Amazonas-Regenwald hinweisen.

„Der Sturz des Himmels. Worte eines Yanomami-Schamanen“ ist das erste Buch, das je von einem Yanomami verfasst wurde. Es beschreibt die Lebensweise der Yanomami im Amazonas-Regenwald, greift auf ihre reichen Mythen und ihre Kosmologie zurück und ist zugleich eine scharfe Kritik an der Gier der westlichen industrialisierten Welt. Der Verlag Matthes & Seitz nennt das Buch, das zusammen mit dem Anthropologen Bruce Albert verfasst wurde, „eine leidenschaftliche Verteidigung der Rechte indigener Völker und kompromisslose Verurteilung der Verwüstungen, die an Mensch und Umwelt begangen werden“.

Mit seiner Reise macht Davi Kopenawa auch auf die verheerende Gesundheitskrise der indigenen Yanomami aufmerksam, die hauptsächlich durch illegalen Goldabbau in ihrem Gebiet verursacht wird. Die Zerstörung des Regenwaldes, gewalttätige Aufeinandertreffen mit Bergleuten und die Verseuchung der Flüsse durch Quecksilber zerstören die Gesundheit des indigenen Volkes, wie der neue Hintergrundbericht von Survival und Hutukara zeigt.

Eine Studie von brasilianischen Expert*innen kommt zu dem Ergebnis, dass über 50 Prozent der Yanomami-Kinder unter 5 Jahren unterernährt sind, verglichen mit einem weltweiten Durchschnitt von knapp 30 Prozent. © Urihi

Schockierende Aufnahmen von 2022 belegen die lebensbedrohliche Situation im Yanomami-Gebiet, damals ermöglicht durch die Regierung Bolsonaro, die die Bergbauinvasion aktiv förderte. Trotz ernsthafter Bemühungen der aktuellen brasilianischen Regierung, die u. a. die Ausweisung von Tausenden Goldsuchenden und die Verbesserung der Gesundheitsversorgung umfasst, gibt es immer noch gravierende Gesundheitsprobleme und Risiken für gewaltsame Konflikte mit den übrigen schätzungsweise 7.000 Bergleuten. Im Jahr 2023 wurden mindestens fünf Yanomami von Bergleuten ermordet.

Einer neuen Studie zufolge sind 100 % der Gold-Importe Deutschlands aus Brasilien mit einem hohen Risiko der Illegalität behaftet. Importe kommen aus Gebieten, in denen illegal geschürft wird, darunter möglicherweise auch indigene Gebiete. Dies zeigt die Notwendigkeit für deutsche Importeure auf, ihre Lieferketten zu überprüfen.

Davi Kopenawa und die Yanomami-Organisation Hutukara fordern den Schutz des Landes und Waldes der Yanomami. Davi Kopenawa wird dafür mit Politiker*innen, Medien und der deutschen Öffentlichkeit sprechen – und an ihre Verantwortung appellieren. „Jeder, der illegales Gold kauft, ist auch ein Goldgräber. Die Händler, die Gold kaufen und verkaufen, sind ebenfalls schuldig“, erklärte Kopenawa in diesem Zusammenhang.

Während seines Besuches wird Davi Kopenawa für zentrale Forderungen eintreten, für deren Umsetzung sich die deutsche und europäische Politik stark machen sollte. Dazu zählen die Überwachung der Gold-Lieferketten oder das Eintreten gegen das geplante brasilianische Bergbaugesetz (PL191.2020, jetzt Teil von PL490), das groß angelegten Bergbau in indigenen Gebieten ermöglichen würde.

Fiona Watson von Survival International, die Davi Kopenawa seit Jahrzehnten kennt und seinen Besuch in Deutschland begleitet, betonte: „Der Besuch von Davi Kopenawa Yanomami unterstreicht die dringende Notwendigkeit internationaler Maßnahmen zum Schutz der Yanomami und des Amazonas-Regenwaldes. Ich habe die Yanomami schon häufig besucht, aber eine solche desaströse Situation habe ich noch nie erlebt. Die abgemagerten Kinder, kaum mehr als Haut und Knochen, gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.“

Hinweis an die Redaktion:

Yanomami
Indigenes Volk

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