Gesichter des Genozids
Zum Internationalen Tag der Indigenen Völker am 9. August erinnert Survival International an fünf indigene Völker, die im 20. Jahrhundert Opfer von Genozid wurden, und warnt davor, dass auch heute noch ein Völkermord droht.
Eine Nama-Gruppe vor ihrer Unterkunft. Die Nama in Namibia wurden ebenso wie die Herero Opfer des wohl ersten Genozids im 20. Jahrhundert. Unter deutscher Kolonialherrschaft wurden Tausende Nama ermordet, ausgehungert oder in Konzentrationslagern interniert, die nur wenige überlebten.
Das Foto stammt aus dem Deutschen Bundesarchiv und wurde wahrscheinlich zwischen 1906 und 1914 von einem Mitglied der Deutschen Schutztruppe aufgenommen.
© Deutsches Bundesarchiv/Walther Dobbertin/Wikimedia Commons
Im April 2014 hat ein historisches Gerichtsverfahren begonnen, in dem die Aché-Indianer die Regierung Paraguays wegen Völkermordes verklagen. Viele Aché starben, als Siedler in den 50er und 60er Jahren Mordkommandos organisierten, Indigene “fingen” und sie als Sklaven verkauften.
© A. Kohmann/Survival
Die Akuntsu in Brasilien: 1985 entdeckten Untersuchungsbehörden ein komplettes Gemeinschaftshaus der Akuntsu, das zerstört und verschüttet worden war. Es war Indiz für die brutale Gewalt bewaffneter Siedler, der die meisten Angehörigen des Akuntsu-Volkes zum Opfer fielen. Heute leben nur noch fünf Akuntsu – sie sind die letzten Zeugen eines stillen Genozids.
© Fiona Watson/Survival
Jumma, Bangladesch: Das Militär und zahlreiche Siedler führten eine genozidale Kampagne aus Mord, Vergewaltigung, Folter und Brandstiftung gegen die Jumma. Ein Friedensabkommen im Jahr 1997 beendete die schlimmsten Verbrechen, doch Morde, Brandstiftung in Jumma-Dörfern, Landraub und Verhaftungen sind noch immer an der Tagesordnung.
© Mark McEvoy/Survival
Yanomami, Grenzgebiet Brasilien und Venezuela: 1993 verübten Goldgräber einen brutalen Angriff auf das Yanomami-Dorf Haximú, bei dem 16 Yanomami ermordet wurden, darunter Ältere, Frauen und Kinder. In einem bahnbrechenden Urteil wurden später vier der Angeklagten wegen Völkermordes verurteilt.
© C Zacquini/Survival
Wird sich die Geschichte wiederholen?
Im Juni 2014 tauchte eine Gruppe von unkontaktierten Indigenen in Brasilien auf, die aller Wahrscheinlichkeit nach über die Grenze aus Peru geflüchtet war. Sie erklärten Übersetzern, dass sie in ihrem Dorf gewaltsam angegriffen, die meisten Älteren ermordet und ihre Häuser niedergebrannt worden waren.“So viele Menschen starben, dass sie sie nicht alle beerdigen konnten und ihre Leichen von Geiern gegessen wurden.” Brasilianische Experten haben jetzt vor einem “weiteren Genozid” gewarnt, wenn das Gebiet der Unkontaktierten nicht vor Holzfällern und Drogenschmugglern geschützt wird, die Einschätzungen zufolge für die Gewalt verantwortlich sind.
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