Tag der Menschenrechte: Indigene Aktivisten zahlen mit ihrem Leben
9 Dezember 2014
Diese Seite wurde 2014 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am Mittwoch warnt Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, vor den zunehmenden Bedrohungen für indigene Völker weltweit, die sich für ihre Land- und Menschenrechte einsetzen. Fünf Mordfälle aus dem Jahr 2014 illustrieren die Krise beispielhaft.
- Marinalva Manoel, Guarani-Sprecherin aus Brasilien, wurde im November 2014 brutal erstochen und ihre Leiche in einen Straßengraben geworfen. Sie hatte sich für die Rückgabe des angestammten Landes der Guarani eingesetzt, welches fast komplett von Farmern übernommen wurde.
- Vier Asháninka-Anführer aus Peru wurden im September 2014 erschossen. Sie waren bekannt für ihren Einsatz gegen illegale Holzfäller im Amazonas-Regenwald und machten sich damit zur Zielscheibe.
- Der Jumma-Aktivist Timir Baran Chakma (auch bekannt als Duran Babu Chakma) aus den Chittagong Hill Tracts in Bangladesch wurde im August 2014 ermordet, nachdem er in Polizeigewahrsam gefoltert worden war. Die Jumma sind gewaltsamer Unterdrückung durch das bengalische Militär ausgesetzt. Seit einiger Zeit gibt es auch einen alarmierenden Anstieg sexueller Gewalt gegen Jumma-Frauen, oft mit tödlichem Ausgang.
- Martinus Yohame, ein indigener Anführer und Unabhängigkeits-Aktivist aus West-Papua, wurde im August 2014 als vermisst gemeldet. Seine Leiche – gefesselt und mit Schusswunden übersät – wurde gefunden, als sie in einem Sack auf dem Meer trieb. Sein Mörder wurde mit der Sondereinheit Kopassus des indonesischen Militärs in Verbindung gebracht, die trotz schwerer Menschenrechtsverletzungen seit einigen Jahren auch wieder militärische Unterstützung von den USA erhält. Seit Indonesien West-Papua 1963 brutal besetzte, wurden schätzungsweise 100.000 indigene Papua ermordet.
- Eine Gruppe bedrohter unkontaktierter Indigener nahm im Juni 2014 im brasilianischen Amazonasregenwald an der Grenze zu Peru Kontakt mit einer anderen indigenen Gemeinde auf. Ein Team von Dolmetschern konnte in Erfahrung bringen, dass die Unkontaktierten vor gewaltsamen Angriffen Außenstehender geflohen waren, die ihre älteren Angehörigen ermordet und ihre Häuser in Brand gesetzt hatten. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten.
Dies sind nur einige der grausamen Beispiele von indigenen Völkern, die im Kampf für ihr Land ermordet wurden. Fast immer entkommen die Mörder ohne gerechte Strafe. Survival International fordert ein Ende der Straflosigkeit, bessere Rechtsdurchsetzung und den Schutz indigener Aktivisten, die aufgrund ihres Einsatzes für ihr Land und ihre Rechte bedroht und angegriffen werden.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Wenn jemand geglaubt haben sollte, dass die industrialisierte Welt ihre Angriffe auf indigene Völker beendet hat, so sind diese tragischen Fälle eine grauenvolle Erinnerung daran, dass Mord, Massaker und sogar Völkermord noch immer stattfinden. Industrialisierte Gesellschaften unterdrücken indigene Völker mit tödlicher Gewalt, Sklaverei und Rassismus, damit sie ihr Land, dessen Ressourcen und ihre Arbeitskraft im Namen von ‚Fortschritt‛ und ‚Zivilisation‛ in ihren Besitz bringen können. Es ist eine der drängendsten und schrecklichsten humanitären Krisen unserer Zeit.‟