UN-Tag der indigenen Völker: Neue Kommunikations-Technologie gibt Indigenen eine Stimme

6 August 2015

„Wir werden in der Lage sein, mit Menschen, die sehr weit weg leben, zu kommunizieren.“ Mariazinha Yanomami nimmt die allererste Botschaft für Tribal Voice auf. © Survival International, 2015

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Im Vorfeld des Internationalen Tages der indigenen Völker der Vereinten Nationen am Sonntag, dem 9. August, hat Survival International ein einzigartiges Projekt gestartet. Die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker hat einigen der weltweit am abgeschiedensten lebenden indigenen Gemeinden eine hochmoderne Kommunikationstechnologie zur Verfügung gestellt.

Das Projekt namens „Tribal Voice“ ist das erste seiner Art und ermöglicht es indigenen Gemeinden, die über keinen Internet-Anschluss verfügen, Video-Botschaften zu verschicken, in denen sie über ihr Leben und ihren Kampf ums Überleben erzählen. Somit erreichen die Indigenen in Echtzeit ein weltweites Publikum. Bis jetzt nutzen die Guarani und die Yanomami in Brasilien das Projekt.

Mariazinha von der Yanomami-Gemeinde Rokoari erklärte im allerersten Tribal-Voice-Video: „Heute ist die Kommunikationsausrüstung angekommen und ich bin sehr glücklich. (…) Wenn wir illegale Goldgräber auf unserem Land antreffen oder wenn Außenseiter versuchen, uns zu töten, kann ich das jeden wissen lassen. (…) Wir werden in der Lage sein, mit Menschen, die sehr weit weg leben, zu kommunizieren.“

Die Yanomami sind das größte, in relativer Isolierung lebende, indigene Volk in Südamerika. Ihr Land und ihr Leben werden permanent von illegalen Goldgräbern bedroht, die ihre Wasserläufe verschmutzen und Krankheiten einschleppen, gegen die die Yanomami kaum resistent sind.

Die Guarani zählen zu den ersten indigenen Völkern, die das Tribal-Voice-Projekt nutzen. Sie haben bereits mehrere deutliche Botschaften an die Welt verschickt. © Survival International, 2015

Ein Anführer der Guarani äußerte gegenüber Survival: „Wir sagen schon seit Jahren, dass wir dazu in der Lage sein müssen, mit den Menschen in Brasilien und auf der ganzen Welt zu kommunizieren. Dieses Projekt ist genau das, worauf wir die ganze Zeit gewartet haben.“

Die im Südwesten Brasiliens lebenden Guarani haben den Großteil ihres Landes an Viehfarmen und Zuckerrohrplantagen verloren. Ihre Anführer stehen im Visier von Bewaffneten, die von den Ranchern angeheuert werden, um sie zu ermorden und die indigenen Gemeinden anzugreifen. Erst kürzlich legten Angreifer Feuer in einer Guarani-Gemeinde, nachdem die Indigenen Teile ihres angestammten Landes wieder besetzt hatten.

Das Projekt „Tribal Voice“ will indigenen Völkern gegenüber Regierungen und multinationalen Unternehmen, die versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, eine Stimme geben. Die Indigenen können künftig mit der ganzen Welt ihre Ansichten über ihre Umwelt, Lebensformen und Visionen für ihre Zukunft teilen.

Die Yanomami haben in einem Training gelernt, wie sich die moderne Kommunikationstechnologie nutzen lässt, um ihre Botschaften an die Welt zu schicken. © Survival International, 2015

Stephen Corry, Direktor von Survival, erklärte heute: „Indigene Völker sind genau wie wir. Auch sie machen sich Sorgen über ihre Lebensqualität und die Zukunft ihrer Kinder. In ihrem scharfsinnigen Verständnis der Welt übertrifft sie niemand, und sie können uns eine Menge kluger Dinge sagen zu so ziemlich jedem Aspekt des heutigen Lebens. Daher geben wir den indigenen Völkern eine moderne Kommunikationstechnologie, mit der sie in Echtzeit zur ganzen Welt sprechen können.“

Hinweis an die Redaktion:

- Unter tribal-voice.org finden Sie Videos und weitere Informationen zu diesem Projekt.

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