Brasilien: Angriffswelle trifft Volk der Guarani
10 September 2015
Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Bewaffnete haben in Zentral-Brasilien eine Welle von Angriffen auf das Volk der Guarani verübt.
Am 29. August wurde der Guarani-Anführer Semião Vilhalva erschossen, eine Woche nachdem seine Gemeinde einen Teil ihres angestammten Landes wieder besetzt hatte. Ein einjähriges Baby wurde von einem Gummigeschoss am Kopf getroffen, viele weitere Guarani wurden verletzt.
Weniger als eine Woche darauf, am 3. September, fuhren in der Gemeinde Guyra Kambi’y 30 Fahrzeuge vor, voll besetzt mit Farmern und Bewaffneten.
Sie schossen mehrmals auf die Gemeinde und zwangen die Indigenen, darunter rund 50 Kinder, zur Flucht in nahe gelegene kleine Waldstücke, in denen sie sich versteckten. Die Angreifer zündeten dann die Häuser der Indigenen an und zerstörten alles.
Die Guarani hatten zuvor Schutz von den brasilianischen Behörden angefordert, doch die Polizei überließ die Indigenen der Gewalt der Angreifer.
Bewaffnete haben mehrere weitere Guarani-Gemeinden in der Gegend umstellt und geben auf diese täglich Schüsse ab. Die Indigenen sind eingekreist und permanent bedroht.
Die Guarani-Sprecherin Inaye Gomes Lopes erklärte: „Wir werden standhaft bleiben. Die Farmer meinen, dass das Ermorden von Indigenen die Dinge lösen wird. Nein. Denn wenn sie einen töten, werden 20 oder 30 aufbegehren.“
Nichtregierungsorganisationen in Brasilien fordern, die lokalen Parlamentsabgeordneten müssten darauf hin untersucht werden, ob der Verdacht, sie seien in die Angriffe verwickelt, zutrifft.
Der Konflikt hat sich verschärft, nachdem Jahrzehnte lang das angestammte Land der Guarani zerstört wurde. Dieses ist nun von Viehfarmen besetzt und es wurden Zuckerrohr-, Soja- und Maisplantagen errichtet.
Brasiliens Verfassung gemäß hätte die Regierung bis 1993 alle indigenen Gebiete demarkieren und das Land an die Indigenen zurückgeben müssen, damit ausschließlich sie es nutzen können. Doch dieser Prozess ist zum Stillstand gekommen. Die Guarani müssen unter erschreckenden Bedingungen leben.
Der jüngste Angriff erfolgte einen Tag nachdem der Justizminister der Gegend einen Besuch abgestattet hatte, um mögliche Lösungen des Landkonfliktes zu besprechen, der sich zu Brasiliens schlimmster humanitärer Krise entwickelt hat.
Der Guarani-Verband Aty Guasu fordert: „Die Farmer und all jene, die verantwortlich für diese barbarischen Verbrechen sind, müssen bestraft werden. Außerdem verlangen die Guarani Polizeischutz und die Demarkierung ihres Landes.“
Survival hat eine Eilaktion gestartet und fordert Brasiliens Regierung dazu auf, die für die Angriffe Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, die Guarani-Gemeinden vor weiterer Gewalt zu schützen und das Land der Indigenen zu demarkieren, um weiteres Blutvergießen zu verhindern.