Aufgedeckt: Tigerpopulation nimmt zu, wenn Indigene in Reservaten bleiben dürfen

9 Dezember 2015

Erst kürzlich sicherten die Soliga in Indien zum ersten Mal indigene Landrechte in einem Tigerreservat © Kalyan Varma/Survival

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Erstaunliche neue Zahlen zeigen: Nachdem Indigene das Recht erkämpft hatten, weiterhin in einem Tigerreservat auf ihrem angestammten Land zu leben, hat die Tigerpopulation rasch zugenommen. Die Indian National Tiger Conservation Authority versucht unterdessen, diese Information geheim zu halten. Denn sie würde die Politik der indischen Regierung diskreditieren, die zahlreiche indigene Völker von ihrem angestammten Land vertreibt.

Im Zeitraum von 2010 bis 2014 hat sich die Tigerpopulation im BRT-Tigerreservat im südindischen Bundesstaat Karnataka fast verdoppelt – von 35 auf 68 Tiere. Im Gegensatz zu anderen Gebieten in Indien durften die Soliga hier gemeinsam mit den Tigern auf ihrem angestammten Land leben. Dies gilt sogar für das Kerngebiet des Reservats. Der Zuwachs der Tigerpopulation im BRT-Reservat ist wesentlich höher als der Zuwachs der Population im nationalen Durchschnitt.

Die Soliga leben in einer sehr engen Beziehung mit ihrer Umwelt und verehren die Tiger. Madegowda, ein Mann vom Volk der Soliga, drückt es so aus: „Wir beten die Tiger als Götter an. Es gab in der Vergangenheit nicht einen einzigen Zwischenfall, bei dem Tiger und Soliga miteinander in Konflikt geraten wären – auch nicht bei der Jagd.“

Andernorts in Indien gelten Tiger als eine lukrative Touristenattraktion © Sandip Dey

An vielen Orten in ganz Indien werden indigene Gemeinden gespalten und im Namen des Tigerschutzes von ihrem angestammten Land vertrieben. 2014 wurden Tausende Angehörige der Baiga aus dem Kanha-Tigerreservat vertrieben, in dem das „Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling spielt. Nun strömen mehr als 100.000 Touristen im Jahr in das Tigerreservat.

Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, fordert ein neues Naturschutz-Modell. Dieses muss die Rechte indigener Völker respektieren und ihr Wissen nutzen, um die ökologische Diversität zu schützen und zu verbessern. Indigene Völker kümmern sich so gut um ihre Umwelt wie niemand sonst: Sie sind die besten Umweltschützer und Wächter der Natur.

Survivals Direktor Stephen Corry macht klar: „Die vorliegenden Zahlen zur Entwicklung der Tigerpopulation beweisen, dass die Politik der indischen Regierung, Indigene aus den Tigerreservaten zu entfernen, nicht nur unmoralisch, sondern sogar kontraproduktiv ist. Tiger gedeihen, wenn indigene Gemeinschaften weiterhin in den Reservaten leben. Schließlich haben Indigene und Tiger schon seit Generationen Seite an Seite gelebt. Im Unterschied zu den indigenen Völkern bringen aber die Tausenden von Touristen, die jeden Tag in das Reservat fahren, der Naturschutzindustrie große Mengen an Geld. Zudem werden die Tiger an die Nähe zu Menschen gewöhnt, was wiederum den Wilderern zugutekommt. Am besten lassen sich Tiger retten, indem indigene Völker – die ihre Wälder geschützt haben – alleine gelassen werden. Survival wird weiterhin kämpfen und die Vertreibungen öffentlich machen, die die Naturschutzindustrie mit aller Macht geheim halten wollte.“

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