Maasai: Europaabgeordnete an Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen gehindert
6 September 2023
Die Regierung Tansanias hat eine Delegation von Europaabgeordneten, darunter die deutsche Abgeordnete Herzberger-Fofana, kurfristig daran gehindert, das Land zu besuchen. Zuvor hatte die Regierung zugesagt, ihnen einen Besuch zu erlauben, um Menschenrechtsverletzungen an den Maasai in Naturschutzvorhaben zu untersuchen.
Die Fraktion Die Grünen/Europäische Freie Allianz bezeichnete den Schritt als "unverständliche Entscheidung".
Die Maasai leben seit Generationen im Serengeti-Ökosystem in Tansania und haben durch ihre Lebensweise die Wildtiere und die biologische Vielfalt in Gebieten wie Loliondo, dem Ngorongoro-Schutzgebiet und dem heutigen Serengeti-Nationalpark verwaltet und erhalten.
Dennoch wurden sie systematisch ausgegrenzt und gewaltsam von ihrem angestammten Land vertrieben, um Platz für Naturschutzprojekte, Tourismus und Trophäenjagd zu schaffen. Dies verletzt internationale Menschenrechte und die tansanische Verfassung.
Naturschutzverbände wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (FZS) und Geldgeber wie die deutsche Regierung haben diesen “Naturschutz” seit Jahrzehnten unterstützt und finanziert.
In den letzten Jahren haben die Misshandlungen gegen die Maasai erneut zugenommen. Es gab gewaltsame Vertreibungen von ihrem angestammten Land, Einschüchterung, willkürliche Festnahmen und Inhaftierungen sowie Folter.
Die tansanische Regierung hat zudem den Zugang zu lebenswichtigen sozialen Diensten, wie der Gesundheitsversorgung in Ngorongoro, unterbunden, um die Maasai von ihrem angestammten Land zu vertreiben.
Der Maasai-Anwalt Joseph Oleshangay erklärte hierzu heute: “Im Mai 2023 versprach der tansanische Botschafter am helllichten Tag, dass sie den Besuch der Abgeordneten des Europäischen Parlaments nicht blockieren würden. Dieses gebrochene Versprechen ist nur ein kleiner Teil dessen, was den Maasai von einem repressiven Regime zugemutet wird, das uns zugunsten von Luxusjagdsafaris und Hotelinvestitionen unser Land nehmen will. Es ist jedoch nur ein weiterer Beweis dafür, dass sie viel zu verbergen haben. Die Situation vor Ort ist unbeschreiblich. Sie können einen Besuch nur zulassen, wenn sie ihn als Freifahrtschein benutzen können. Wir danken den Abgeordneten des Europäischen Parlaments dafür, dass sie zu ihren Prinzipien stehen."
Fiore Longo, Leiterin von Survival Internationals Kampagne zur Dekolonisierung des Naturschutzes, erklärte: “Es ist der sprichwörtliche Elefant im Raum: Der Landraub und die Misshandlungen an den Maasai sind offensichtlich – genauso wie der Unwille der tansanischen Regierung, endlich die Rechte der Maasai zu respektieren. Westliche Regierungen und Naturschutzverbände wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt tun aber weiterhin so, als ob alles in Ordnung wäre. Sie sind wieder ganz vorn mit Geld und "Expertise" dabei, wenn die Rechte indigener Völker im Namen des “Naturschutzes” niedergetrampelt werden.”