Gauck besucht Brasilien: Einsatz für indigene Völker gefordert
8 Mai 2013
Diese Seite wurde 2013 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Survival International fordert Bundespräsident Joachim Gauck in einem offenen Brief dazu auf, sich bei seinem Staatsbesuch in Brasilien für die Rechte indigener Völker einzusetzen. Bei seinem Besuch vom 13. bis zum 16. Mai eröffnet Gauck unter anderem mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff das Deutsch-Brasilianische Jahr.
Die Rechte indigener Völker, die in der brasilianischen Verfassung und in internationalem Recht verankert sind, werden in zahlreichen Fällen verletzt, klagt die Menschenrechtsorganisation in dem Brief. Dadurch werden Tausende Angehörige indigener Völker in eine verzweifelte Situation gestürzt, z.B. die Awá und die Guarani.
Dabei handelt es sich nicht um ein allein brasilianisches Problem, da auch deutsche Unternehmen an Projekten beteiligt gewesen sind und noch immer sind. Die deutsche KfW investierte beispielsweise in das Grande Carajás-Projekt, das durch die Erschließung ihres Landes die Verfolgung der Awá einläutete. Die Awá sind heute eines der zwei letzten Jäger und Sammler-Völker Brasiliens und das bedrohteste indigene Volk der Welt.
Auch die Guarani im Bundesstaat Mato Grosso do Sul leben unter entsetzlichen Bedingungen, nachdem sie von ihren Gebieten vertrieben wurden, um Platz für Viehzucht sowie Zuckerrohr- und Sojaplantagen zu schaffen. Während sie darauf warten, dass die Behörden ihre Gebiete demarkieren, leben sie in überfüllten Reservaten oder am Straßenrand. Unterernährungs- und Selbstmordraten sind erschreckend hoch.
Am letzten Tag seiner Reise soll Gauck auch an einem Treffen zur deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung im Tropenwaldschutz teilnehmen. Es ist bekannt, dass indigene Völker eine Schlüsselrolle beim Schutz der Wälder spielen, wenn ihre Landrechte anerkannt werden. Doch auch diesen Rechten droht aktuell eine Schwächung, warnt Survival.
Während des Staatsbesuches sind in Sao Paulo und Rio de Janeiro Besprechungen zu den bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft geplant. Gauck wird auch das Deutsch-Brasilianische Jahr eröffnen, mit dem eine Vielzahl gemeinsamer Projekte einhergehen.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Der Staatsbesuch von Bundespräsident Gauck wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Rechte indigener Völker in Brasilien anzusprechen. Eine deutsch-brasilianische Partnerschaft kann nicht darauf aufbauen wegzuschauen, wenn Brasiliens indigene Völker akut bedroht sind.”
Hinweis an die Redaktion:
Survivals Brief an Bundespräsident Gauck können Sie hier lesen.