Indonesien: Hochrangiger Politiker fordert Schutz unkontaktierter Völker vor Nickelabbau

7 Juni 2024

Die von Eramet betriebene Weda Bay Nickel-Mine auf dem Gebiet des unkontaktierten Volkes in Halmahera, Indonesien. © Survival

Einer der ranghöchsten Politiker Indonesiens hat die Regierung aufgefordert, ein unkontaktiertes Volk zu schützen, dessen Territorium für die größte Nickelmine der Welt zerstört wird.

AA LaNyalla Mahmud Mattalitti, Sprecher des Repräsentantenhauses und ein enger Verbündeter des designierten Präsidenten Prabowo, sagte, das Volk der Hongana Manyawa sollte vor dem Nickelabbau auf ihrem Land geschützt werden. Er forderte die Regierung auf, „sofort zu intervenieren, um dem indigenen Volk Schutz zu gewähren“.

Bis zu 500 unkontaktierte Hongana Manyawa leben auf der Insel Halmahera, etwa 1.500 Meilen nordwestlich von Jakarta. Sie lehnen den Kontakt mit Außenstehenden ab und finden in ihrem Wald alles, was sie zum Überleben brauchen. Der Kontakt mit Außenstehenden kann für sie tödlich sein, da sie Krankheiten ausgesetzt sind, gegen die sie keine Immunität entwickelt haben. Ihre Heimat im Regenwald liegt auf riesigen Nickelvorkommen und wird für den Bergbau verwüstet. Eine dieser Minen – die größte Nickelmine der Welt – wird von Weda Bay Nickel betrieben, die durch den weltweiten Boom von Nickel für Elektroauto-Batterien angelockt wurde.

Jüngste Aufnahmen zeigen zwei unkontaktierte Hongana Manyawa-Männer bei dem Versuch Eindringlinge, einschließlich eines Bulldozers, zum Verlassen ihres Landes zu bewegen. © Anon

Die indonesische Verfassung von 1945 erkennt den Schutz indigener Völker ausdrücklich an, sagte LaNyalla. Er fügte hinzu, dass es von entscheidender Bedeutung sei, sicherzustellen, dass die Hongana Manyawa „in allen Angelegenheiten, die ihre Lebensgrundlage betreffen, unabhängig sein können“. Er forderte die für Halmahera verantwortliche Provinzregierung Nordmolukken auf, ihre Landplanungsvorschriften zu überarbeiten, um sicherzustellen, dass die Hongana Manyawa nicht länger durch den Bergbau vertrieben werden.

Anlass für LaNyallas Äußerungen war ein Video, in welchem Angehörige der unkontaktierten Hongana Manyawa zu sehen sind, die aufgrund der Zerstörung des Regenwaldes und damit ihrer Lebensgrundlage, gezwungen sind, bei den Bergleuten von Weda Bay Nickel um Essen zu betteln – also bei genau den Menschen, die für diese Zerstörung verantwortlich sind.

Unkontaktierte Hongana Manyawa in einem Weda Bay Nickel Minencamp. Die unkontaktierten Hongana Manyawa sind faktisch gezwungen, bei demselben Unternehmen um Nahrung zu betteln, das ihre Heimat im Regenwald zerstört. © Survival
 

Die Mine wird von der französischen Firma Eramet betrieben, die seit 2013 von der Anwesenheit der unkontaktierten Hongana Manyawa in ihrem Konzessionsgebiet weiß. Dennoch betreibt die Firma seit 2019 Bergbau auf dem Gebiet.

Es wird vermutet, dass dies das erste Mal ist, dass die Notlage der unkontaktierten Hongana Manyawa die direkte Aufmerksamkeit der indonesischen Zentralregierung erhält. LaNyallas Kommentare folgen auch auf Teslas jüngste Ankündigung, dass das Unternehmen die Einrichtung einer “No-Go-Zone” prüft, um die Rechte und Territorien unkontaktierter indigener Völker in Indonesien zu schützen. Tesla nahm diese Erklärung in seinen Impact Report 2023 auf, nachdem Unterstützer*innen von Survival International mehr als 20.000 E-Mails an Elektrofahrzeughersteller, Bergbauunternehmen und die indonesische Regierung geschickt hatten, in denen sie eine „No-Go-Zone” forderten.

LaNyalla sagte: „Ich bitte darum, dass die Entwicklung, egal in welcher Form, nicht die umliegenden Gemeinden vertreibt, insbesondere die von indigenen Völkern, die im Landesinneren leben, wo sie vom Wald abhängig sind." Es bleibt nicht viel Zeit. Ein kürzlich erschienenes Video zeigt die rasante Zerstörung des Regenwaldes der Hongana Manyawa.

Die Direktorin von Survival, Caroline Pearce, sagte: „Dies ist ein beispielloses Statement und ein Hoffnungsschimmer für die unkontaktierten Hongana Manyawa. Die Lösung ist klar: Ihr Territorium muss geschützt werden und frei von Bergbau und anderen Tätigkeiten sein. Eramet und andere Unternehmen müssen sich an internationales Recht halten und den Bergbau in diesen Gebieten einstellen, zu dem sie definitiv keine Zustimmung haben.“

„Survival ruft die lokalen und nationalen Regierungen in Indonesien dazu auf, das Gebiet der unkontaktierten Hongana Manyawa zu demarkieren und zu schützen, sowie eine „No-Go-Zone“ einzurichten, um sie vor den katastrophalen Auswirkungen von Bergbau und erzwungenem Kontakt zu schützen.“

Caroline Pearce sagte weiter: „Die Uhr tickt für die unkontaktierten Hongana Manyawa. Ihr Gebiet muss dringend geschützt und eine No-Go-Zone eingerichtet werden, bevor es zu spät ist.“

Anmerkungen an die Redaktion:

  • Aus einer Gesamtbevölkerung von etwa 3.000 Hongana Manyawa sind zwischen 300 und 500 unkontaktiert und könnten ausgelöscht werden. Der Bergbau zerstört ihr Zuhause und den Regenwald. Außerdem bringen die Bergleute Krankheiten mit, gegen die die unkontaktierten Menschen keine Abwehrkräfte besitzen.
  • Das deutsche Chemieunternehmen BASF prüft derzeit eine Partnerschaft mit dem Bergbauunternehmen Eramet für die Errichtung eines Nickel-Kobalt-Raffineriekomplexes auf Halmahera. Dieser würde die unkontaktierten Hongana Manyawa weiter gefährden.
  • Survival fordert alle Elektroautohersteller, einschließlich BMW, Volkswagen und BYD, auf, sich zu verpflichten, keine Materialien aus den Gebieten unkontaktierter Völker zu beziehen. Survival fordert weiterhin, dass Tesla dies zu seiner offiziellen Politik macht.
Hongana Manyawa
Indigenes Volk

Teilen