Brasilien: Landrechte für die unkontaktierten Kawahiva?
8 April 2025

© FUNAI
Im Mai 2024 wies der Oberste Gerichtshof Brasiliens FUNAI, die nationale Behörde für indigene Angelegenheiten, an, einen Zeitplan für die Demarkierung des Gebiets Kawahiva do Rio Pardo, in dem das unkontaktierte Volk der Kawahiva lebt, auszuarbeiten.
FUNAI bestätigte in einer öffentlichen Sitzung am 14. März, dass die offizielle Demarkierung bis Ende 2025 erfolgen wird.
Die Zeit läuft jedoch ab. FUNAI bestätigte die Existenz des unkontaktierten Volkes der Kawahiva erstmals im Jahr 1999. Im Jahr 2016 veröffentlichte das Justizministerium ein Dekret, in dem das Ausmaß des Gebietes festgelegt wurden – doch die vollständige Anerkennung ihrer Landrechte zieht sich weiter hin, da sie durch bürokratische Hürden und juristische Schritte behindert wurde.
Während dieser enormen Verzögerung sind Landräuber*innen, Holzfäller*innen und Viehzüchter*innen in das Gebiet eingedrungen und stellen eine große Bedrohung für das indigene Volk dar. Die Kawahiva - nomadische Jäger*innen und Sammler*innen, die für ihren Lebensunterhalt und ihr Wohlergehen vollständig auf den Wald und die Flüsse angewiesen sind – lehnen den Kontakt strikt ab.
Das Gebiet der Kawahiva ist von zwei Rohstoffabbaugebieten umgeben, in denen ein hohes Maß an Abholzung und Landraub betrieben wird. In den Abbaugebieten werden unzählige Umweltverbrechen gemeldet, darunter illegaler Holzeinschlag und Landraub. In nur fünf Jahren wurden in einem der Rohstoffreservate fast 10.000 Hektar Wald zerstört. Die Viehzucht, die Industrie, die sich in der Regel der Abholzung anschließt, ist in einigen Gebieten bereits etabliert.
Jetzt besteht eine neue Bedrohung: eine Straße, die parallel zur Südgrenze des Gebiets der Kawahiva verläuft und nur drei Kilometer von ihnen entfernt ist. Sie soll asphaltiert werden, was weitere Siedler*innen und Landräuber*innen anziehen wird. Straßen sind die wichtigsten Katalysatoren für die Besiedlung und Abholzung im Amazonasgebiet.
Jair Candor, Mitarbeiter der FUNAI, sagte der brasilianischen Zeitung Globo, dass unkontaktierte Völker ein „abgegrenztes und geschütztes Gebiet brauchen, um zu überleben. Da es sich um Gesellschaften handelt, die beschlossen haben, in Isolation zu leben, brauchen sie eine intakte Umwelt, um sich zu ernähren und vor dem Kontakt mit Eindringlingen sicher zu sein. Ohne geschütztes Land können sie nicht überleben.“
Die Nationale Sicherheitskräfte sind in der Region aufgrund von Landkonflikten aktiv, zu denen auch ein Angriff bewaffneter Männer auf die FUNAI-Basis in Rio Pardo im Oktober 2023 gehörte.
Survival setzt sich gemeinsam mit FEPOIMT (Föderation indigener Völker und Organisationen von Mato Grosso), COIAB (Koordination indigener Organisationen des brasilianischen Amazonasgebietes), OPI (Beobachtungsstelle für die Menschenrechte unkontaktierter und kürzlich kontaktierter indigener Völker) und OPAN (Operation Native Amazon) dafür ein, dass der Prozess der Demarkierung abgeschlossen wird und das Land der Kawahiva endgültig geschützt wird, da im kommenden Jahr Präsidentschaftswahlen anstehen. Während des Wahlkampfes kommt es häufig zu Invasionen durch Landräuber*innen.
Bitte werde jetzt für die Kawahiva aktiv.
