Kolumbianischer Indianer-Anführer entkommt knapp Mordanschlag
12 November 2012
Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Einer von Kolumbiens wichtigsten Indigenen-Anführern ist nur knapp einem Mordanschlag entkommen. Rogelio Mejía, der Anführer der Arhuaco-Indianer aus dem Norden Kolumbiens, war im Auto unterwegs, als der Wagen an einer Straßenblockade gestoppt wurde und bewaffnete Männer das Feuer eröffneten.
Mejía wurde am Kopf verletzt, als eine Kugel durch seinen Hut ging. Er entkam nur leicht verletzt zu Fuß.
Eine Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Survival International, die Mejía begleitete, entkam unverletzt aber wurde von den Schützen mehrere Minuten mit vorgehaltener Waffe zum Aufenthaltsort von Mejía befragt. Die Männer flohen, als ein Wagen der Polizei sich näherte.
Der Übergriff ereignete sich nur kurz hinter der Stadt Pueblo Bello, an den Hängen der Sierra Nevada de Santa Marta. Pueblo Bello ist seit Jahrzehnten eine Quelle der Gewalt im Gebiet der Arhuaco. Erst im Juni wurde ein 13-jähriges Arhuaco-Mädchen dort vergewaltigt, gefoltert und getötet. Wie bei fast allen Übergriffen gegen Indianer in Kolumbien, wurde bisher niemand dafür zur Rechenschaft gezogen.
Die Arhuaco waren schon früh an der Indigenen-Bewegung in Südamerika beteiligt. Viele ihrer Anführer wurden ermordet und unzählige Arhuaco sind dem bürgerkriegsähnlichen Konflikt zwischen Drogenbanden, linken Guerillas und der Armee zum Opfer gefallen.
Mehrere der Arhuaco-Anführer, darunter Leonor Zalabata von der Arhuaco-Organisation Confederación Indígena Tayrona (CIT), haben Morddrohungen erhalten.
In den 1990er Jahren wurden drei der wichtigsten Sprecher der Arhuaco, Luis Napoleón Torres, Hugues Chaparro und Angel María Torres, gefoltert und ermordet. Auch für diese Verbrechen wurden niemals Verantwortliche bestraft.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: "Die Indianer der Sierra Nevada haben eine “Insel” von Recht und Frieden in einer Region aufrechterhalten, die seit Generationen in der Gewalt ertrinkt. Wenn die Regierung Kolumbiens irgendeine Art der Autorität hat, muss sie die Indigenen schützen und die Täter vor Gericht bringen. Kaum an einem anderem Ort wird deutlicher, dass die Vorstellung, dass indigene Völker gewaltbereiter sind als industrialisierte Gesellschaften, Müll ist."
Lesen Sie hier das Statement von CIT » (PDF, 139 KB, Spanisch)
Hinweis an die Redaktion
Die Survival-Mitarbeiterin, die vor Ort war, steht für anonyme Interviews zur Verfügung. Bitte kontaktieren Sie uns.
Herr Mejías offizieller Titel lautet “Cabildo Gobernador” (“Ratsvorsitzender”) der Arhuaco. Er ist ihr wichtigster politischer Anführer. Anderer Autoritäten unter den Arhuaco sind “Mamos”, religiöse Führer.
Die Arhuaco sind eines von vier verwandten Völkern der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens. Die anderen sind die Wiwa (oder Arsarios), die Kogi und die Kankuamo. Die Arhuaco bezeichnen sich selbst als die “älteren Brüder”, andere als “jüngere Brüder”.
1982 wiesen die Arhuaco Kapuziner-Missionare aus, die jahrelang auf ihrem Gebiet tätig gewesen waren.