Empörung über „Menschen-Safaris“ hält an
17 Oktober 2017
Diese Seite wurde 2017 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
*Reiseveranstalter auf Indiens Adamanen Inseln verkaufen „Menschen-Safaris“ durch das Schutzgebiet eines erst kürzlich kontaktierten Volkes, obwohl die Regierung diese Praxis unlängst verbieten wollte.
Tourist*innen reisen entlang einer Straße durch das Waldgebiet der Jarawa und behandeln Angehörige des Volkes dabei wie Tiere in einem Safaripark. 2013 hatte die Regierung der Andamanen zugesagt einen Seeweg zu den beliebtesten Touristenattraktionen auf den Inseln zu eröffnen und so zu verhindern, dass weitere Reisende durch das Gebiet der Jarawa fahren. Die Seestrecke ist seit kurzem betriebsfähig.
Trotz des Einsatzes der Behörden, welche sicherstellen wollten, dass Tourist*innen von nun an nur noch den Seeweg benutzen, floriert das Geschäft mit den Menschen-Safaris entlang der Straße weiter.
Einer der Reiseveranstalter, Tropical Andamans, erklärt: „Die berühmte Jarawa Bucht ist wie ein einsamer Planet. Es ist der Lebensraum des ältesten Volkes, das auf den Inseln gefunden werden kann. Die Jarawa leben abseits der zivilisierten Welt. Sie stellen das Wunder der modernen Welt dar, denn sie essen rohes Schwein, Früchte und Gemüse. Sie sprechen keine allgemein bekannte Sprache. Die Jarawa selbst werden sie mit ihrer nachtschwarzen Haut und ihren roten Augen blenden, wenn sie ihnen begegnen sollten.“
Eine Touristenseite, Flywidus, verspricht Besucher*innen, welche durch das Gebiet der Jarawa fahren, einen Blick auf die „primitiven Stammesmenschen“. Ein weitere Seite, Holidify, beschreibt die Jarawa als eine „riesige Attraktion“ und behauptet die Jarawa „lieben den Rausch spezifischer Drogen, darunter Tabak.“
2002 hat der Oberste Gerichtshof in Indien die Schließung der Straße angeordnet. Trotz Druck von verschiedenen Menschenrechtsaktivist*innen ist die Straße jedoch bis heute befahrbar.
Survival International prangerte die Menschen-Safaris weltweit an und ruft dazu auf, die Tourismusindustrie der Andamanen zu boykottieren, bis die Touren aufhören. Fast 17.000 Menschen weltweit haben seither zugesagt, ihren Urlaub nicht auf den Inseln zu verbringen.
Vor kurzem erst bestätigte die Regierung der Andamanen, dass die Straße „für die Benutzung von Inselbewohner und Touristen offen bleibt, da die zuständigen Behörden noch keine Entscheidung bezüglich der Schließung der Straße für Touristen getroffen haben. Die Touristen werden dennoch angewiesen, per Schiff zu reisen.“
Hintergrundinformationen
- Die Straße bringt täglich Hunderte Reisende in das Herzstück des Jarawa-Gebietes. Das Angebot der Reiseveranstalter, die Jarawa zu sichten, ist auf den Inseln illegal. Das Verbot wird jedoch nicht durchgesetzt.
- Die Vereinten Nationen, Indiens Minister für indigene Angelegenheiten, sowie Mitglieder des Europaparlaments haben diese Praxis verurteilt.
- Einer der Touristen beschreibt seinen Ausflug wie folgt: „Die Reise durch das Reservat war wie eine Safari. Wir fuhren durch dichten Regenwald, immer auf der Suche nach wilden Tieren, den Jarawa um genau zu sein.“
- Den Jarawa, wie allen kürzlich kontaktierten Völkern, droht eine Katastrophe, solange ihr Land nicht geschützt ist.
- Die Menschen-Safaris sind zudem gefährlich – ein Jarawa-Junge hat seinen Arm verloren, nachdem Reisende ihm von einem fahrenden Auto aus Essen zugeworfen haben. Die Safaris haben 2012 internationale Empörung hervorgerufen, als ein Video auftauchte, welches zeigte, wie ein Tourist mehrere Jarawa-Mädchen zum Tanzen nötigt.
- Das Recht von indigenen Völkern auf ihr Land ist seit Generationen Teil des internationalen Rechts. Nur wenn sichergestellt ist, dass sie die Kontrolle über ihr angestammtes Gebiet behalten, kann ihr Überleben und ihr Wohlstand gesichert werden.
Survivals Direktor Stephen Corry sagte: „Die neue Fähre sollte die Busse ersetzen, welche durch das Gebiet der Jarawa fahren, und so den gefährlichen und abscheulichen Menschen-Safaris ein Ende setzen. Doch die Regierung will, dass der Seeweg optional bleibt, was ihn nutzlos macht. Reiseveranstalter verkaufen diese Safaris noch immer und profitieren von der Ausnutzung der Indigenen. Anständige Touristen sollten die Inseln boykottieren bis die Safaris endlich aufhören.