Indonesien: Unkontaktiertes Volk wird durch die Herstellung von Elektroauto-Batterien ausgelöscht

4 April 2023

Nomadische Hongana Manyawa-Familie. Foto aus der Zeit des ersten Kontakts. © Survival

Das deutsche Chemieunternehmen BASF plant gemeinsam mit dem französischen Bergbauunternehmen Eramet einen Nickel-Kobalt-Raffineriekomplex auf der Insel Halmahera – möglicherweise auf dem Gebiet eines unkontaktierten Volkes.

Der Wald der indonesischen Insel ist das angestammte Land der nomadisch lebenden Hongana Manyawa, von denen viele unkontaktiert leben. Der Bau des industriellen Komplexes auf ihrem Land würde dazu beitragen ihr Zuhause zu zerstören und könnte zu ihrer Auslöschung führen.
 
Das Erz, der Metall-enthaltende Grundstoff, welcher in der BASF-Anlage weiterverarbeitet werden soll, wird von Weda Bay Nickel abgebaut – einem Joint-Venture an dem auch das französische Unternehmen Eramet beteiligt ist.
 
Allerdings führt der seit 2019 betriebene Nickel- und Kobaltabbau von Weda Bay Nickel – der sich um ein Vielfaches steigern soll und 50 Jahre andauern könnte – zur Umweltzerstörung und Abholzung weitreichender Teile von Halmahera. Der Wald der Insel wird von 300 bis 500 unkontaktierten Menschen bewohnt, die dem indigenen Volk der Hongana Manyawa angehören. Sie werden die resultierende Zerstörung nicht überleben, wenn die Minentätigkeiten und der Bau der Raffinerie planmäßig fortgeführt werden.

Die Hongana Manyawa – was in ihrer eigenen Sprache „Volk des Waldes“ bedeutet – sind eines der letzten nomadischen Jäger- und Sammler*innen-Völker Indonesiens.

Ihnen droht nun die Zerstörung ihres Landes und all dessen, was sie zum Überleben brauchen. Grund dafür sind Konzerne, die daran beteiligt sind, angeblich klimafreundliche Autos für Menschen zu produzieren, die Tausende von Kilometern entfernt leben.
 
Damit ihr Land für jegliche extraktivistischen Tätigkeiten genutzt werden kann, müssen indigene Völker juristisch gesehen ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung (FPIC) geben. Da dies bei unkontaktierten Völkern aber offensichtlich nicht der Fall sein kann, ist der Bergbau auf dem Gebiet unkontaktierter Völker nach internationalem Recht illegal.

Zerstörung durch Rohstoffabbau in Halmahera. In diesem Wald leben unkontaktierte Angehörige der Hongana Manyawa, die jedoch durch den Bergbau ausgelöscht werden. © Christ Belseran

Das milliardenschwere Projekt zur Verarbeitung der Materialien, die zentral für Elektroauto-Batterien sind, soll Teil der bereits gut ausgebauten Bergbau-Infrastruktur auf Halmahera werden. Indonesien plant zu einem der größten Produzenten von Elektroauto-Batterien zu werden – ein Vorhaben, das auf Investitionen von Unternehmen wie BASF setzt und massive finanzielle Unterstützung durch Tesla und anderen Unternehmen erhält.

Eine kürzlich kontaktierte Hongana Manyawa-Frau erklärt: „Sie verseuchen unser Wasser. Wir fühlen uns, als würden wir langsam getötet werden.“
 
„Ich bin nicht damit einverstanden, dass sie das Land rauben … Sagt ihnen, dass wir unseren Wald nicht hergeben wollen“, sagte eine andere Frau.
 
Die Direktorin von Survival International, Caroline Pearce, sagte heute: „Es ist entsetzlich, dass Autofirmen ihren Kund*innen ‚ethischen Konsum‘ versprechen, während ihre Lieferketten in Wirklichkeit zur Auslöschung eines unkontaktierten Volkes führen. Den Wald der Hongana Manyawa zu zerstören, hat nichts mit ‚Klimafreundlichkeit‘ zu tun. Genauso wenig ist es ‚nachhaltig‘, den Tod von indigenen Gruppen zu verursachen, die sich selbst versorgen.“
 
„Tesla und andere Autofirmen haben die Möglichkeit, die Erwartungen ihrer Kund*innen zu erfüllen und einen schrecklichen sowie illegalen Angriff auf die Menschenrechte abzuwenden, indem sie sich verpflichten, niemals Nickel oder andere Mineralien von dem Land der unkontaktiert lebenden Hongana Manyawa zu kaufen. Tun sie das nicht, senden sie eine klare Botschaft: Das Leben der Hongana Manyawa ist für sie nicht von Wert.“ 


Hinweise an die Redaktion:

  • Fotos, Videos und Satellitenbilder können zur Verfügung gestellt werden.
  • Die Bevölkerung wird auf 3000 Menschen geschätzt. Davon sind etwa 300 bis 500 unkontaktiert und leben in den Wäldern der Halmahera-Insel.
  • Die Fläche der Abbaukonzession von Weda Bay Nickel überschneidet sich mit dem Land der unkontaktierten Hongana Manyawa. Trotzdem begann das Unternehmen 2019 mit dem Bergbau. Seither wurden bereits große Teile des Waldes zerstört. Das BASF-Projekt droht die indigene Bevölkerung somit gleich mehrfach zu gefährden: Durch den Bau des Raffineriekomplexes und durch die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, welches das Land des unkontaktierten Volkes zerstört.
Hongana Manyawa
Indigenes Volk

Teilen