Welle von Wilderei und Ausbeutung trifft den isolierten Jarawa-Stamm auf den Andamanen Inseln
31 August 2004
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Außenstehende wandern in das Reservat des isolierten Jarawa-Stammes auf den Andamanen Inseln, welche zu Indien gehören, und wildern die Tiere, von denen sich die Jarawa ernähren. Es gibt ebenfalls zunehmend Berichte von Vergewaltigungen von Jarawa-Frauen. Entgegen einem Beschluss des Obersten Gerichtshofes an die Verwaltung der Insel, die Straße, die quer durch das Reservat führt, zu schließen, bleibt diese offen und bringt den Jarawa Krankheiten und Abhängigkeit.
Die Jarawa sind einer von vier 'Negrito' Stämmen, von denen man glaubt, dass sie vor bis zu 60.000 Jahren aus Afrika zu den Andamanen Inseln vor Indien gezogen sind. Zwei dieser Stämme, die Great Andamanese" und die Onge, wurden nach der Kolonialisierung des Landes stark dezimiert; zuerst von den Briten, später durch die Inder. Die Population der Great Andamanese sank von 5.000 im Jahr 1848 auf heute nur noch 41. Beide Stämme sind heute von Unerstützungen durch die Regierung abhängig. Die Jarawa widersetzten sich bis 1998 jeglichem Kontakt mit Siedlern auf dem indischen Festland. Der vierte Stamm, die Sentinelesen, leben auf ihrer eigenen Insel und meiden noch immer jeden Kontakt mit der Außenwelt.
Die Jarawa sind Jäger und Sammler und zählen etwa 270 Menschen. Sie ernähren sich von Wildschweinen und Echsen, die sie mit Pfeil und Bogen erlegen, so wie von Fischen und Schildkröten. Heute jedoch jagen und fischen hunderte von indischen Siedlern und burmesischen Wilderern entlang der Straßen und Küstenstreifen, und dezimieren damit die lebenswichtigen Beutetiere der Jarawa. Dieses Problem ist mittlerweile so akut geworden, dass die einst zahlreichen Schweine und Fische selten geworden sind. Der sentinelesische Stamm durchlebt ebenfalls den Diebstahl der Lebensgrundlagen, im Speziellen Hummer aus den reichen Gewässern um die Insel herum, Nord-Sentinel. Auch die Onge sagen, dass sie nicht genügend Schweine erlegen, da diese von den Eindringlingen gestohlen werden.
Auch die "Andamanische Verbindungsstraße" (Andamanese Trunk Road), welche quer durch das Jarawa-Reservat führt, bringt diesen nichts als Ausbeutung. Es gibt zahlreiche Berichte über sexuelle Übergriffe auf Jarawa-Frauen durch Wilderer und andere Einwanderer. Auch Alkohol, Tabak, und fremde Lebensmittel werden eingeführt, von denen die Jarawa langsam abhängig werden. Durch die Einwanderungen kommen auch fremde Krankheiten auf die Inseln, gegen die die Jarawa oft nicht immun sind.
Der Stamm hat schon eine Masern-Epidemie hinter sich, nur durch schnelle Aktionen der Behörden konnte eine Katastrophe verhindert werden.
Die Verwaltung der Andamanen macht einige Bemühungen, um Kontakt zwischen den Jarawa und Straßenarbeitern so gering wie möglich zu halten. Dies ist ein Schritt in die Richtige Richtung, es wird jedoch nicht genug sein, um die Zukunft der Jarawa zu sichern. Teilnehmer eines kürzlich abgehaltenen Regierungstreffens kamen zu dem Schluss, dass Eingriffe in das Leben der Jarawa minimal gehalten werden sollen. Entwicklung soll nach ihren eigenen Vorstellungen und in einem von ihnen selbst bestimmten Tempo von statten gehen. Doch einige Regierungsangehörige befürworten noch immer gewaltsame Assimilierung. Der damalige Minister für Stammesfürsorge sagte 2003, sein Ministerium plane die Reformierung der Stammesangehörigen, um sie dem Landesdurchschnitt anzupassen, weil es nicht recht ist, sie so zu lassen, wie sie sind." Bis die Rechte der Jarawa, selbst über ihr Land zu verfügen und Entscheidungen zu treffen, akzeptiert werden, leben sie in ernsthafter Gefahr.
Lichu, einer der wenigen noch lebenden Great Andamanese, fürchtet um die Zukunft der Jarawa. "Ich glaube, was uns passiert ist wird auch auf die Jarawa zukommen… Viele Siedler jagen im Jarawa-Gebiet. Es gibt nicht genügend Jagdwild für die Jarawa. Ihre Fische werden ebenfalls gewildert. Kontakt mit der sogenannten "Zivilisation" und den Jarawa sollten enden. Die Andamanische Verbindungsstraße muss geschlossen werden."
Die Siedler sind böse Menschen… Sie missbrauchen uns… Der Dschungel ist besser. Auch wenn ich einige Tage draußen bleiben muss, würde ich gerne zu meiner Familie in den Dschungel zurückkehren." – Enmei, Jarawa-Mann.